Linden sind seit jeher Bäume der Gemeinschaft und des Zusammenkommens. Unter ihnen wird sich getroffen und es werden Feste gefeiert, so zum Beispiel das jährliche Katroper Sommerfest unter der gut 150-jährigen Dorflinde. Auch unter der Linde auf unserer Festwiese vollführen die Königspaare und der Hofstaat ihre Tänze.
Linden wurden und werden für solche Anlässe bevorzugt genutzt, weil sie einen hohen und schnellen Wuchs mit einem dichten Blätterdach haben und sehr alt, gar über 1000 Jahre, werden können. Zudem sind sie sehr vital und reagieren nach Schnittmaßnahmen mit regem Neuwuchs. Ihr weiches, biegsames Holz lässt sich gut in gewünschte Formen und Astverläufe bringen, um ausgefallene Baumgestalten zu erschaffen.
Eine besondere und kulturell herausragende Form der Linden sind die Tanzlinden. Tanzlinden sind kunstvoll geleitete Lindenbäume, die früher in manchen Regionen häufig der Mittelpunkt dörflicher Feste und Bräuche waren. Heute gibt es sie nur noch in wenigen Dörfern, hauptsächlich in Franken, Nordhessen und Westfalen.
Bei diesen Bäumen verlaufen die Äste des untersten Astkranzes, meist in einer Höhe von ca. 3 Metern, unter einem Gerüst aus massiven Holzbalken entlang und dann außerhalb an laubenartigen Spalieren mit Fensterausschnitten oder an Balustraden empor. Die Konstruktionen werden von Säulen aus Sandstein oder Holz getragen, die am Rand der Baumkrone meist ringförmig um den Stamm angeordnet sind. Je nach statischem Bedarf werden zudem Säulen innerhalb des Ringes (näher am Stamm) aufgestellt.
Die horizontale Balkenlage ist entweder dauerhaft oder nur zu den Tanzfesten mit Brettern belegt, diese Tanzfläche ist über eine Treppe zu erreichen. So entstehen imposante, luftige Baumpavillons, die Tanzpaaren und sogar den Musikkapellen Platz bieten!
Die Idee der Umerziehung unserer 24-jährigen Linde zur Tanzlinde wurde eingebracht von Hendrik Wulff, Baumwart des Schützenplatzes.
Nach erstmaliger Vorstellung des Themas in der Jahreshauptversammlung 2023 wurde die
Entscheidung über die Umsetzung aufgrund vieler offener Fragen vertagt.
Daniel Stricker und er haben daraufhin alle wichtigen Informationen gesammelt und ein Nutzungskonzept erstellt. Die Präsentation der Ergebnisse bei der Jahreshauptversammlung 2024 überzeugte, die Mitglieder stimmten mehrheitlich für den Start und das Projekt wurde ins Leben gerufen, um die Tanzlindenkultur in Westfalen wiederzubeleben.
Der erste Schnitt ist bereits umgesetzt und der nächste findet am Samstag, den 29.06.24 statt. Im Rahmen dessen wird unser Verein ein Fest veranstalten, das Familien- und Tanzlindenfest.
Die Umerziehung des Baumes wird Hendrik im Ehrenamt umsetzen. Die Äste auf Höhe von 3-4 Metern werden in die Waagerechte gezogen, sodass darüber die Tanzfläche Platz finden kann. Auf Höhe des Tanzraumes werden alle Äste nach und nach am Stamm entfernt, um eine rund 2,5 Meter hohe Laube für Festlichkeiten (Schützenfest, Hochzeiten, Jubiläen, …) zu schaffen. Der Stamm des Baumes verläuft dann mittig durch den Tanzsaal und bildet darüber ein dichtes Kronendach. Bis zum Einbau des Tanzbodens vergehen jedoch mindestens 10 Jahre Schnitt und Pflege. Genug Zeit, um die Ausgestaltung des Bauwerks zu planen!